Der erste Druck der Kunstpostkarten

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Winter`s time to talk

Am 03. November 2020 war es soweit für den ersten Druck. Die Auswahl der Illustrationen haben wir geschafft, die Sprüche haben wir mit viel Sorgfalt aus dem Buch von Fritz Winter ausgesucht und unseren Motiven einen Namen gegeben. Wir haben uns für Kurt, Heinrich, Johann, Max, Marie und Emil entschieden.

Gedruckt wurden unsere Postkarten mit einer Heidelberg Druckmaschine GT052ZP Baujahr 1990. Laut Mitinhaber der Druckerei Blattlaus in Saarbrücken, Helge Barthold, ist die GT052ZP die beste Maschine ihrer Klasse mit einer beindruckenden Leistungsfähigkeit von 8.000 Seiten pro Stunde. Im Schöndruckverfahren, wofür wir uns entschieden haben, benötigt der Druck 10 Minuten länger.

Nach dem ersten Druck erfolgt eine Trockenpause von 4 Stunden.

Illustration Kurt

Danach erfolgt ein weiterer Druck für die zweite Farbe – also noch einmal 10 Minuten, erklärt uns Helge.

Und letztendlich nach 48 Stunden Trockenzeit konnten die Karten zugeschnitten werden.

Die Druckerei Blattlaus in Saarbrücken ist etwas Besonderes. Hier arbeiten Drucker aus und mit Leidenschaft, die ihren Beruf lieben. Hier findet man eindrucksvolle – teilweise historische –  Druckmaschinen. Die älteste ist ein sogenannter „Handtiegel“, der schätzungsweise aus dem Jahr 1860 stammt. Voll funktionsfähig und von den „Blattläusen“ bis heute noch für individuelle Drucksachen eingesetzt.

 

 

blogbeitrag

Mein Vater Friedrich Wilhelm (Fritz) Winter wurde am 20. August 1890 als Sohn des Kunsttischlers Karl Winter und dessen Ehefrau Angelika in Landau geboren. Bereits in den ersten Jahren seiner Schulzeit wurde der „kleine Fritz“ sehr „auffällig“: seine Eltern und seine Lehrer bestaunten die extreme zeichnerische Begabung des Kindes und förderten es auch.

Nach einer Lehre in der Werkstatt seines Vaters erhielt er aufgrund seines außerordentlichen Talents ein Stipendium an der Kunstakademie in München. Er wurde Holzbildhauer. Seine Arbeiten waren geprägt von der Kunstrichtung des Jugendstils. Er erhielt dafür viele Belobigungen und einige Preise. In seinen Entwurfsskizzen wurde seine Fähigkeit deutlich „plastisch“ oder „dreidimensional“ zeichnen zu können.

Den ersten Weltkrieg überlebte er unverwundet in den Löchern und Schützengräben des Stellungskrieges in Frankreich. Zeichenblock und Zeichenstift gehörten dabei zu seiner „militärischen Marschausrüstung“. Er verstand es, die grausame und tödliche Monotonie dieser Zeit zu überwinden indem er jedes und jeden skizierte und zeichnete. In den Gefechtspausen umlagerten ihn seine Kriegskameraden, um sich von ihm porträtieren zu lassen.

Deutsche Soldaten im Schützengraben im 1. Weltkrieg

Weil seine Marschausrüstung keinen Platz ließ für „Privatgepäck“ waren seine Skizzenblöcke sehr klein – sie hatten nur Postkartengröße. Doch mit feinstem Stift brachte er immer wieder mehrere Motive auf eine Seite.

Kurz nach Kriegsende verlor er am 2. Dezember 1918 in der Landauer Ostbahnstraße beim Einsteigen in die Pfälzer Oberlandbahn einen Fuß. Der Landauer Anzeiger berichtete einen Tag später, dass „der in den 20er stehende Sohn der Familie Winter“ in das Gasthaus Roter Hahn gebracht wurde, wo sich die Landauer Sanitätskolonne seiner annahm.

Die Pfälzische Oberlandbahn in der Königstraße in Landau

Dieser Unfall bedeutete das Ende seiner geliebten Bildhauerei, denn diese Arbeit wird überwiegend im Stehen ausgeübt. Und es bedeutete auch Armut, denn da der Unfall nach seinem Wehrdienst erfolgte, erhielt er keine Kriegsrente. Schließlich fand er eine Anstellung als Zeichner beim Stadtbauamt Landau. Das sicherte ihm das finanzielle Überleben.

Aber er blieb Zeichner aus Leidenschaft und ließ deshalb keine Gelegenheit aus, mit flinkem Strich Landschaften, Bäume, Blumen, Tiere oder lustig-komische Szenen des menschlichen Alltags festzuhalten. Er Schuf Zeichnungen und Karikaturen für den früheren „Landauer Anzeiger“, für das Bistumsblatt „Der Pilger“, für die Rheinpfalz-Beilage „Pfälzer Feierowend“ und illustrierte Schul- und Kinderbücher.

Die Ruine der Maxburg – heute als Hambacher Schloss bezeichnet – bot ihm einen unerschöpflichen Reichtum an Motiven. Er zeichnete jeden dornenbewachsenen Mauerwinkel, jedes zerfallene Fenster, jede verwitterte Treppe. Er zeichnete „alles“ in und um seine geliebte Burg.

Die Ruine der Kästenburg, im Volksmund auch Maxburg genannt, das heutige Hambacher Schloss.

Zusammen mit seinen Wanderkameraden vom Landauer Touristenclub „Wandervogel“ richtete er im November 1921 einen Wachturm des Hambacher Schlosses als Wochenendherberge her. Dort trafen sich die „Räuber“ – so nannte sich nun die Vereinigung von Pfalz- und Wanderfreunden und dort wurde erzählt, sinniert, philosophiert, gelacht, gesungen und – mit Hilfe des Weines – geträumt von besseren Zeiten, nach dem Motto „Eher soll die Welt verderwe, als vor Dorscht än Pälzer schterwe“!

Die Eintragungen in den zwischen 1923 und 1940 erstellten Hüttenbüchern der Räuber wurden illustriert mit Bleistift- und Federzeichnungen meines Vaters und versehen mit seinen humorigen Weisheiten um die Freuden und Leiden des Wanderns und des Weins. Er wusste um die „universal-planetarische und katalysatorische Wirkung“ des Weins und hat diese zu Papier gebracht.

Mein Vater verstarb am 19. Dezember 1952 im Alter von nur 62 Jahren in seiner Geburtsstadt Landau und wurde am 22. Dezember 1952 auf dem Städtischen Friedhof zur letzten Ruhe gebettet. Der unermüdliche Wanderer war an seinem letzten Ziel angekommen.

Klaus Winter

 

 

 

Das zeichnet unsere Produkte aus

100 % Pfalz

Unsere Artikel sind der schönen Pfalz gewidmet und stammen aus der Feder des Landauer Künstlers Fritz Winter.

100 % Fair

Unsere hochwertigen Artikel werden zu fairen Arbeitsbedingungen und nach Möglichkeit in der Region oder in Deutschland hergestellt.

100 % Nachhaltig

Unsere Textilartikel sind aus ökologischer Produktion, die den weltweit führenden GOTS Global Organic Textile Standard erfüllen. Alle weitere Artikel sind aus nachhaltiger Produktion und werden in Deutschland hergestellt.